Selbstständig als Buchhalter

Sind Sie der richtige Typ für das eigene Büro?

Der Sprung in die Selbstständigkeit gleicht einem Abenteuer. Ob dieses gelingt, hängt zum großen Teil von den Charaktereigenschaften des Buchhalters ab. Aber was macht einen Gründertyp überhaupt aus?

Genaue Zahlen, wie viele selbstständige Buchhalter es in Deutschland gibt, existieren nicht. Schätzungsweise haben 60.000 Berufsträger ihren Traum vom eigenen Büro verwirklicht. Die dahintersteckenden Motive sind vielfältig.

Gründe für die Gründung

Häufig entscheiden sich Buchhalter für diesen Schritt, weil sie dadurch mehr Flexibilität und Freiheit gewinnen. Sie können ihren beruflichen Alltag selbst einteilen und ihr Büro ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. Und auch bei den Arbeitszeiten sind sie nicht an die Vorgaben eines Arbeitgebers gebunden.

Sein eigener Chef sein bedeutet zudem, verstärkt Verantwortung zu übernehmen – für sich und früher oder später vielleicht für einen eigenen Mitarbeiter. Insbesondere Buchhalter, die aus einer Anstellung kommen, müssen Schritt für Schritt in diese Rolle hineinwachsen.

Angesichts der genannten Vorteile träumen viele vom eigenen Büro. Aber nicht alle sind für den Schritt in die Selbstständigkeit prädestiniert. Welche Eigenschaften machen den geborenen Gründer aus?

Gefragt: unternehmerisches Denken

Ein Merkmal wird viel zitiert: das unternehmerische Denken. Dahinter verbirgt sich ein ganzheitlicher und strategischer Blick, der Gründern nicht fehlen darf. Beispielsweise sollte ein junger Buchhalter die Gewinnung neuer Mandanten immer im Hinterkopf haben. Denn ein Schild an der Tür reicht heute bei Weitem nicht mehr aus, um einen soliden Mandantenstamm aufzubauen.

Zusätzlich sollte ein frischgebackener Büroinhaber die Rentabilität der angebotenen Leistungen stets im Blick haben. Sonst wird es schwierig, sich angesichts des hohen Konkurrenz- und Preisdrucks zu etablieren. Denn gerade mit Steuerberatern stehen Buchhalter im Wettbewerb um neue Klienten.

Auch die rechtlichen Einschränkungen machen es Büroinhabern nicht leicht. Schließlich grenzt das Steuerberatungsgesetz sie stark ein. Davon betroffen sind das Dienstleistungsangebot, die Werbemöglichkeiten und die Arbeitsweise selbstständiger Buchhalter. Innerhalb dieser Schranken braucht es Souveränität sowie hie und da Einfallsreichtum, um sich erfolgreich zu behaupten.

Solide Basis: fachliches Wissen

Unternehmerisches Denken allein macht aus einem neuen noch kein etabliertes Büro. Zusätzlich darf die nötige Begeisterung für Steuern und Recht nicht fehlen – und natürlich ein hohes fachliches Niveau. Letzteres sollte der junge Rechnungswesen-Experte immer auf dem neuesten Stand halten.

Regelmäßige Fortbildungen sind daher nicht nur in den ersten Jahren als Selbstständiger Pflicht. Abseits des Seminarraums empfiehlt es sich, dass der Buchhalter aktuelle Entwicklungen, wie diskutierte Änderungen des Berufsrechts, im Auge behält. Auch Trends, die die Branche bewegen, sollte er auf dem Schirm haben. Allem voran die fortschreitende Digitalisierung und deren Folgen für den bürointernen Arbeitsalltag.

Das gewisse Etwas: zwischenmenschlich punkten

Die Fibu sowie die Lohn- und Gehaltsabrechnung gehören zum täglichen Brot des Buchhalters. Seine Arbeit beschränkt sich aber keineswegs auf die reinen Zahlen. Vielmehr spielen die dahintersteckenden Mandanten eine entscheidende Rolle. Diese vertrauen ihm sensibelste Daten an und erwarten höchste Verschwiegenheit von ihrem Partner.

Daraus ergeben sich hohe Anforderungen. Der frischgebackene Büroinhaber soll sich zuverlässig um die Anliegen kümmern und seinen Kunden den Rücken stärken. Dabei darf gerade bei Krisenmandanten das nötige Fingerspitzengefühl nicht fehlen.

Außerdem sollte der junge Buchhalter einen guten Riecher für den Beratungsbedarf seiner Klienten haben. Ein emotional intelligenter Gründer weiß, welche Dienstleistung sich sein Gegenüber wünscht und kann so passgenau – zum Beispiel mit einem maßgeschneiderten Controlling – unterstützen.

Leichter gesagt als getan: stressresistent bleiben

Gerade beim Start in die berufliche Unabhängigkeit kann es turbulent zugehen. Gründer, die sich auch am Wochenende mit ihrem Projekt beschäftigen sind keine Seltenheit. Dementsprechend sollte ein junger Buchhalter in stressigen Phasen einen kühlen Kopf bewahren können.

In solch einer Periode kann es zu Rückschlägen kommen. Einen Gründertyp macht aus, dass er sich von solchen nicht entmutigen lässt. Er bewertet Krisen als Chance und verfolgt seinen Traum immer mit voller Leidenschaft.

Gründertyp: ja oder nein?

Mit den richtigen persönlichen Voraussetzungen steht einem erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit nichts im Wege. Finden Sie heraus, ob Sie diese besitzen und ein Gründertyp sind.

  • Wollen Sie sich aus Begeisterung für Ihre Tätigkeit selbstständig machen?
  • Verfügen Sie über mehrjährige Berufserfahrung und kennen die Branche aus dem Effeff?
  • Stehen Familie und Freunde hinter Ihnen und unterstützen Sie?
  • Sind Sie bereit, in der Startphase Ihre Freizeit einzuschränken?
  • Werfen Rückschläge Sie nicht aus der Bahn?
  • Können Sie auch ohne festes Einkommen ruhig schlafen?
  • Bewahren Sie einen kühlen Kopf, wenn Sie mit Unsicherheiten konfrontiert werden?
  • Kann Stress Sie nicht aus der Ruhe bringen?
  • Fällt es Ihnen leicht, neue Kontakte zu knüpfen?
  • Können Sie Mandanten mühelos für Ihre Leistungen begeistern?

Sie haben mehrheitlich mit „Ja“ geantwortet? Dann sind Sie bestens für den Schritt in die Selbstständigkeit gerüstet.

Sonja Schumergruber

Sonja Schumergruber, Redakteurin Buchhalterseite.de

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